Damit die Öffentlichkeitsarbeit unseres Projekts nicht zu kurz kommt, war unsere Projektleiterin Prof. Dr. Katharina Kleinschrot am Dienstag, den 09.05.2023, zu Gast in der Ringvorlesung „Gesellschaftlicher und sozialer Wandel im Baugewerbe“ der Nachhaltigkeits-AG. Ihr Vortragsthema war die Nachhaltigkeitstransformation mit dem Gesichtspunkt der zirkulären Wertschöpfung. Nicht ganz uneigennützig, denn wir nutzen jede Gelegenheit, um auf unser Projekt aufmerksam zu machen und Menschen für die aktive Teilnahme an diesem zu begeistern. Auch du kannst gern bei uns mitmachen!
Ohne Theorie geht’s nicht: Zu Beginn führte uns Prof. Dr. Kleinschrot in die recht komplexe Regulatorik ein. Grundlage all ihrer Ausführungen sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales. Hierzu führte sie einige Beispiele aus den Baugesellschaften auf. Zudem zeigte Sie auf welchen Einfluss, oftmals negativ, das Bauwesen auf den Energieverbrauch, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen, das Abfallvorkommen und den Ressourcenverbrauch hat. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dekarbonisierung, vielmehr als was diese zu verstehen ist. Diese können schnell mit Begriffen wie Klimaneutralität in Verbindung gebracht werden. Klimaneutral bedeutet jedoch meist nicht komplette Neutralität, vielmehr ist die Kompensation von unvermeidbaren aber auch reduzierbaren Mengen an CO2 gemeint. Es gibt Vereinbarungen wie das Pariser Klimaschutzabkommen 2015 und den darin enthaltenen European Green Deal 2019 um nachhaltiger mit dem Klima, bzw. der Klimaerwärmung zu agieren. In die Regulatorik schauend, kann erkannt werden, dass unter den Deal mehrere Verordnungen für Europa fallen und nicht alle Regeln „niet- und nagelfest“ sind.
Das Ziel der Nachhaltigkeit ist insbesondere in der Baubranche, weg von einer Linear-, hin zur Kreislaufwirtschaft zu gelangen. So können „Rohstoffverfügbarkeit, Gestaltungsfreiraum und der Erhalt von gesunden und soliden Märkten“ [1] gesichert werden. Neben der Vision ist auch das Ziel der zirkulären Prozesse sowie die Umsetzung mit allen Menschen gemeinsam ins Kalkül zu ziehen. Aus diesen drei Fakten lassen sich die vier Stufen eines Transformationsprozesses bilden: 1. Mensch 2. Kultur 3. Strategie 4. Prozesse
Um den Faktor Mensch näher zu beleuchten, kann ein jeder einmal in sich selber hinein hören. Ab wann sind wir bereit, Veränderungen anzugehen, uns aus unserer Wohlfühlzone heraus zu bewegen? Meist ab jenem Zeitpunkt, ab dem wir nicht mehr um die Erfüllung unserer Kernbedürfnisse besorgt sind. Zu erst haben wir physiologische Bedürfnisse wie Schlafen, Essen, Kleidung etc., gefolgt von Sicherheitsbedürfnissen wie Gesundheit und eine Wohngelegenheit. Als drittes folgen die Sozialbedürfnisse, danach die Anerkennung und Wertschätzung und zum Schluss die Selbstverwirklichung. Anstatt das wir um diese Bedürfnisse bangen wäre die Motivation zum Erfüllen eine Stellschraube, jeden einzelnen Menschen zum handeln und agieren zu bewegen.
Vor allem das dritte Bedürfnis, die Sozialbedürfnisse spielen in der zweiten Transformationsstufe eine große Rolle. Wenn ein jeder tätig wird, nur du selber nicht, fühlst du dich ausgeschlossen – was du aber nicht möchtest. So ist auch die Gruppierung in gesellschaftliche Zusammenhalte zu erklären. Die Verbindung zu Menschen die gleich wie du handeln, denken, erfüllt das Sozialbedürfnis und zeigt sich in deiner Kultur auf – du möchtest Verbundenheit herstellen durch gemeinsame Werte und Vertrauen.
Als dritte Stufe kommt die Strategie. Welches Leitbild existiert und warum wollen wir dieses durchsetzen?
Die letzte und vierte Stufe bezieht sich auf die Prozesse und wie diese operativ umgesetzt werden können. Für diese Umsetzung ist eine Abbildung eingefügt. Zu erkennen ist das häufig Opportunitäten, Schulungen, Daten, Technologien und Partizipation von Nöten sind, um den Stein im Rollen zu lassen.
Nach der Vorstellung der ersten beiden Stufen der Transformation gab Professorin Kleinschrot uns, Annika Herdan und Florian Härtel die Möglichkeit, über die Vernetzungsgruppe „Vision 2028“ zu berichten und das Thema der „Innovationen von Frauen in den verschiedenen Fachdisziplinen des Bauingenieurwesens seit 1928 identifizieren, sichtbar machen und Zukunftspotenziale für 2028 aktivieren“ näher zu erläutern. Um ehrlich zu sein, scheint die Identifizierung und Sichtbarmachung weniger attraktiv für Studierende, da es sich stets um eine freiwillige Beschäftigung in einer Vernetzungsgruppe handelt, die sehr viel Recherchearbeit mit sich bringt. Doch der Aufgaben-, bzw. Betätigungsbereich ist viel größer gesteckt. In erster Linie geht es bei der Gruppe um die Vernetzung der Studierenden mit der Praxis. Themenbezogen werden Studierende die Möglichkeit haben, Erfahrungen mit Frauen aus der Praxis austauschen zu können – dabei wird sich weder auf ein Geschlecht, noch auf das Alter beschränkt. Weitere Highlights wie Exkursionen oder Diskussionsrunden zu den spannenden Themen werden folgen – „Stay tuned“
Damit das Auditorium erfuhr, was wir beide eigentlich so vor hatten, begonnen wir damit, die Entstehung des Projektes (und später der Vernetzungsgruppe) vorzustellen. Damit wollen wir die Ideen aufzuzeigen, die unsere Projektkoordinatorin Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski hatte, damit innovative Frauen im Bauingenieurwesen in Deutschland sichtbarer werden.
Denn die ersten Recherchen ergaben, dass „[e]s […] viele innovative Bauingenieurinnen in
Deutschland [gab und gibt]. Bislang sind diese kaum bis gar nicht sichtbar.“ [2]
„Die Idee für das Projekt [bekam Dipl.-Ing. Natalie Bienkowski] Ende 2020: [Sie] blätterte durch die Standardwerke ‚Bauingenieure und ihr Werk‘ sowie ‚Wegbereiter der Bautechnik‘. Dort fand [sie] nur zwei Frauen. [Sie war [sich] sicher, dass es mehr gibt. So entstand die Forschungsfrage: ‚Was haben innovative Frauen im Bauingenieurwesen in Deutschland bewegt?‘“
Was viele verblüffte, war die Tatsache, dass erst 1928 die erste deutsche Frau einen Diplomabschluss im Bauingenieurwesen erlangte und das unter den Umständen, dass eine weibliche Absolventin nicht in dem Schriftsatz vorgesehen war. Im Folgenden zeigten wir unseren bisherigen Projektplan auf und welche Maßnahmen, genannt Module, wir ergriffen haben, um Öffentlichkeit und Informationen zu erlangen. Denn daraus ist am Ende das Modul 6, die Fortführung der Projektidee als Netzwerkgruppe entstanden.
Neben unseren Social Media Kanälen „Bauingenieurinnen“ auf Instagram, LinkedIn, etc. existiert eine Website – auf der wir uns gerade befinden 😉 – mit selbigem Namen, die dem Zweck der Sichtbarmachung jener innovativer Frauen dient. Da innerhalb der Gruppe eine Vernetzung stattfinden soll, wurden erste Versuche dahingehend schon mit Veranstaltungen getätigt. Neben dem Dialog des Nachhaltigen Bauens – einer Podiumsdiskussion, wurden wir tätig im Rahmen des Girls Days und organisierten ein Speed-Dating Event unter dem Motto Meet the Queens. Gerade letzteres ist als Ausgangsveranstaltung für spätere direkte Treffen der Studierenden und Bauingenieur/-innen zu sehen, um Anzahl der Leute, Themen, Gesprächslänge etc. Aufeinander abstimmen zu können.
Ebenfalls wichtig war uns die Darstellung und Abgrenzung der Hochschul-, bzw. Vernetzungsgruppe Bauingenieurinnen von dem Netzwerk Vision 2028, da letzteres im Herbst diesen Jahres ausläuft. Neben der Gruppe, welche universitäts- und bundesländerübergreifend agieren soll, braucht das gesamte Netzwerk Möglichkeiten zur externen Kommunikation sowie ein Branding. Auch die Organisation ist nicht zu vernachlässigen.
Um den Grundgedanken der Vernetzungsgruppe nochmal allen näher zu bringen, zeigten wir die Ideen jene auf. Dies beinhaltet:
- Vernetzung mit Bauingenieurinnen und HSG’s aus ganz Deutschland
- Speeddating von Studenten zu Bauingenieur(-innen)
- Ringvorlesungen
- Spannende Veranstaltungen und Exkursionen
- Sozial-Media Arbeit: LinkedIn, Instagram,…
- Fortführung der Recherchearbeiten zur Erweiterung des Netzwerkes – und des persönlichen Horizonts
Nach den abschließenden Worten von Prof. Dr. Katharina Kleinschrot folgte eine kleine Fragerunde und ein aktiver Austausch über die neu gewonnenen Informationen. An dieser Stelle: Vielen Dank an das Team der NAG, dass uns die Gelegenheit gegeben hat, im Rahmen der Ringvorlesung unser Projekt vorzustellen. Es wird sicherlich nicht das letzte mal gewesen sein – im WiSe 2023/24 folgt ein ähnlich informativer Abend, mit bis dahin hoffentlich zahlreichen neuen Erkenntnissen und Eindrücken, die wir unter dem Dach der Hochschulgruppe IG Bau präsentieren werden. Zum gegebenen Zeitpunkt gibt’s ein Paar weitere Informationen diesbezüglich. Bis dahin…
[1] Univ.-Prof. Dr.-Ing. Katharina Kleinschrott. Vortrag zum Thema ‚Zukunft verbindet – So gelingt die Nachhaltigkeitstransformation‘
[2] Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski, LL.B. wissenschaftlicheMitarbeiterin an der Professur für Bauverfahrenstechnik der TU Dresden