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Forschungsblog

Der Forschungsblog ist eine chronologische Abfolge von ausgewählten Forschungstätigkeiten und Veranstaltungen, die im Rahmen des Projektes „Vision2028“ bzw. der Gruppe „Bauingenieurinnen“ durchgeführt wurden und werden. Das Forschungsprojekt begann am 01. Juli 2021 und dauert derzeit noch an.

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26. Oktober 2023
cand. ing. Annika Herdan und Dipl.-Ing. Florian Härtel
Baustellenexkursion zum neuen Stadtforum der Stadt Dresden – mit Projektleiterin Frau Dipl.-Ing. Christine Spielvogel

Unser erster Aufschlag, der Vernetzungsabend mit Frau Dr. Ingelore Gaitzsch am 16.10.2023, war ein voller Erfolg der uns motivierte, direkt in der darauffolgenden Woche ein weiteres Highlight für Netzwerkinteressierte anzubieten. Wir bekamen die einmalige Möglichkeit, direkt nach dem Richtfest das neu entstehende Verwaltungszentrum zu besichtigen. Am 23.10.23 wurden wir exklusiv von Projektleiterin Frau Spielvogel durch den fertig gestellten Rohbau des neuen Verwaltungszentrums der Stadt Dresden geführt. Sicherheit geht natürlich vor, deshalb: 1. Sicherheitsschuhe anziehen, 2. Helm aufsetzen, 3. Weste anlegen und pro Forma der anfänglichen Sicherheitsbelehrung folgen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion inkl. Frau Dipl.-Ing. Spielvogel, © Natalia Bienkowski

Jetzt kanns auch schon mit den ersten Insiderinformationen losgehen. Es fällt sofort auf – Das Gebäude hat ein besonders offenes und einladendes Ambiente, sodass die Bezeichnung „Verwaltungszentrum“ etwas unpassend erscheinen mag. Daher hat man Bürgerinnen und Bürger befragt und sich auf die Bezeichnung „Stadtforum“ geeinigt. Für die Planung und Realisierung dieses Millionenprojektes wird der Design & Build Auftrag gemeinsam von der Züblin AG sowie der Dreßler Bau AG ausgeführt. Die insgesamt sieben Obergeschosse und zwei Untergeschosse wurden von der Kommunale Immobilien Dresden (KID) GmbH & Co. KG in Auftrag gegeben. Geplante Fertigstellung ist im ersten Quartal 2025.

Taktsteuerungstafel, © Natalia Bienkowski

Unsere Tour begann mit der Begutachtung des Musterfassadenelements und der Taktsteuerungstafel im Eingangsbereich. Darauf ist zu erkennen, dass der Bau in zwei Taktbereiche aufgeteilt ist – alles ganz nach dem LEAN Prinzip. Das Gebäude ist als Ringstruktur konzipiert worden, welche lediglich durch die Etagen zwei bis vier unterbrochen wird, denn hier soll sich in Zukunft eine begrünte Außenfläche befinden. Die Tragwerkskonstruktion wurde durch die Züblin AG ausgeführt. Ein interessanter Fakt war die Beurteilung der Bauaufsichtsbehörde. Diese betrachtet die eigene Innenfassade der Etagen zwei bis drei gleich zu einer Außenfassade eines anderen Gebäudes, sodass die Raumnutzung dementsprechend angepasst werden musste.

Anschließend ging es entlang des äußeren Treppenaufgangs sowie der inneren Wendeltreppe hinein in das Gebäude, hoch bis in das siebte Stockwerk. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss sind bedürfnisorientiert konzipiert und erbaut worden, d. h. nach dem Konzept „People Follow Function“. Damit alle Ämter nutzen- und zeiteffizient zusammen arbeiten können, existieren keine festen Arbeitsplätze, vielmehr werden die Plätze zum Arbeiten gewechselt. Neben Besprechungs- und Einzelräumen ist ebenso ein Leseraum für die Akteneinsicht zu finden. Das offene Konzept des Gebäudes kommt insbesondere in den ersten beiden Geschossen zur Geltung, in denen unter anderem eine öffentlich zugängliche Cafeteria untergebracht werden soll.

Wendeltreppe ins erste Obergeschoss, © Merit Mäntele

Insgesamt sind 23.000 Kubikmeter Beton in das Bauwerk geflossen. Dafür wurden neun Vollmischer benötigt, sieben davon über der Erde. Neben Stahlbeton ist auch Hohlbeton zu finden. Die Kosten beliefen sich bei der Vergabe auf 116 Millionen Euro, aller Voraussicht nach erhöhen sich diese Kosten um weitere ein bis zwei Millionen Euro.

Im siebten Stockwerk angekommen, ist die Aussicht wirklich atemberaubend. Auch die Mission der Büroräume, so papierarm wie möglich auszukommen, ist lobenswert. Dafür sind beispielsweise Whiteboards in den Räumen vorgesehen. Zudem ist zu erwähnen, dass dieses Bauwerk das erste Verwaltungsgebäude in Dresden mit diversen und barrierefreien Duschräumen, Umkleiden und Trockenräumen sein wird. Um auch der Verstauung von Laptops und persönlichem Arbeitsmaterial Platz zu bieten, werden auf jeder Büroetage Spinde angedacht. Die Besprechungsräume können über ein Onlineportal gebucht werden. An den digitalen Türschildern ist dann die Belegung abzulesen. Um den Leerstand so gering wie möglich zu halten, muss sich mit dem persönlichen digitalen Ausweis eingeloggt werden, ansonsten verfällt die Buchung. Das gleiche Verfahren wird auch bei den Büroräumen angewendet und ermöglicht so eine hohe Ausnutzung aller Räume durch die anwesenden Personen. Diese flexible Belegung soll dem, in normalen Bürogebäuden bis zu 60% hohen Leerstand, entgegenwirken.

Blick in den Innenhof, © Natalia Bienkowski
Zwischendurch die Aussicht genießen..., © Merit Mäntele

Als letztes besichtigten wir die Garage für Autos und Fahrräder. Flächenmäßig bietet das Verwaltungsgebäude Platz für 371 Fahrräder und doppelt so viele Autos, für 800 Personen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sowie für bis zu 1700 Personen in den Büroräumen. Die Fahrradstellplätze sind hierbei nur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angedacht, öffentliche, für Bürgerinnen und Bürger zugängliche, sind vor dem Gebäude zu finden. Bei den Autostellplätzen wurde dem Antrag einer Minderung um 5 % stattgegeben, da sich in unmittelbarer Nähe ein öffentlicher Verkehrsanschluss befindet. Die Zufahrt zu den Fahrradstellplätzen erfolgt über eine Rampe mit 12% Steigung. Diese Steigung sorgte in der Vergangenheit für Aufruhr, da in Sachsen eigentlich 8 % üblich sind, aber keinerlei Vorschriften diesbezüglich in unserem Bundesland existieren. Als Lösung wurde die Rampe im Bereich des Untergeschosses verbreitert gebaut. Für Lastenräder wurden im Erdgeschoss weitere Abstellmöglichkeiten geschaffen.

Die Führung endete da, wo sie begann – an der Musterfassade. Zu guter Letzt bekamen wir noch ein paar ergänzende Informationen zu diesen Bauteilen, welche aus regionalem Sandstein und kupferbeschichtetem Aluminium bestehen. Um die Biodiversität zu fördern, wurden Nistkästen in die Fassade inkludiert. Eine von zahlreichen implementierten Nachhaltigkeitsmaßnahmen am Gebäude.

Musterfassade aus regionalem Sandstein und kupferbeschichtetem Aluminium, © Merit Mäntele

Die anderthalb Stunden vergingen wie im Flug. Wir bedanken uns vielmals bei Frau Spielvogel für die informative Führung. Bis bald – spätestens nach der Einweihung des Gebäudes. Wir freuen uns drauf!

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26. Oktober 2023
cand. ing. Annika Herdan
„Seriell und Modular – ein Klassiker“ – Ein Vortrag von Frau Dr.-Ing. Ingelore Gaitzsch

Heute ist eine besonderer Tag. Es findet das erste Netzwerktreffen des Studierendennetzwerkes „Bauingenieurinnen“ statt. Dafür haben wir keine Kosten und Mühen gescheut, einen wahren Stargast einzuladen – Frau. Dr. Ingelore Gaitzsch. Der Name wird Ihnen vielleicht bekannt vorkommen. Auch sie ist Teil der Forschungsbeiträge hier auf unserer Website. Heute hat sie ihr Leidenschaftsthema in petto, das serielle und modulare Bauen. In Zeiten zahlreicher Diskussionen über die Problematik des nachhaltigen Bauens ist dieses Thema aktueller denn je. Doch damit genug der Vorrede.

© Natalia Bienkowski

Der Mensch kann viel von der Natur lernen, denn die Natur baut seriell, so Frau Dr. Gaitzsch. Bionik nimmt sich vielerorts einfache, robuste und flexible Strukturen aus der Natur als Vorbild, wie beispielsweise die Bienenwabe.

Des Weiteren ist das Prinzip des seriellen und modularen Bauens auch im Bauwesen keine neue Errungenschaft, vielmehr eine ältere Herangehensweise neu gedacht. In die Vergangenheit schauend, sind neben seriell erbauten Pyramiden ebenso Rippengewölbe zu finden. In diesem Kontext sind Konrad Wachsmann als erster Erbauer von modularen Holzhäusern wie auch Fritz Haller als großer Einflussnehmer in dem seriellen und modularen Stahlbau zu nennen. Fritz Haller prägte neben dem Bauwesen ebenso weitere Fachbereiche wie beispielsweise den Möbelbau durch die modulare Herangehensweise an den Baustoff des Stahls. In der Nachkriegszeit sowie zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Bedarf an Wohngebäude groß. Darunter litt jedoch die Qualität. Daran anknüpfend berichtete Frau Dr. Gaitzsch über einen WBS 70-Experimentalbau in Bautzen, welcher der Verschlechterung der Qualität entgegenwirken und weitere Vorteile mit sich bringen sollte.

Die Idee war es, die Erdgeschosszonen aufzulösen und Möglichkeiten für Verkaufsläden, Dienstleister, Klubs, etc. zu schaffen. Eine der größten Hürden entstand in der Veränderung der Geschosshöhe. Anstelle der zuvor benutzten 2,80 Meter wurde das Erdgeschoss mit einer lichten Geschosshöhe von 3,30 Metern konzipiert. Dies hatte beispielsweise Auswirkungen auf die Schalung sowie die Montage, welche im Rahmen der WBS 70 Systeme anzupassen galten. Zudem wurden Forschungen angestellt, welche EG-Stätten zu einem Wohnungsbau passten. Als Ergebnis ergaben sich für den Experimentalbau eine Kombination aus einer Gaststätte, einer Dienstleistung und zwei Verkaufsstätten. Um den neuen Randbedingungen gerecht zu werden, musste das Wohnsegment unterlagerungsfreundlich ausgeführt werden. Für den Experimentalbau lieferte das heute noch aktive Plattenwerk in Bautzen die seriellen und modularen Platten. Zudem stellte sich heraus, dass die erhöhte lichte Raumhöhe eine gute bauliche Basis für das Errichten von Schulgebäuden darstellte.

Vortrag von Frau Dr. Gaitzsch, © Natalia Bienkowski

Zusammenfassend ist beim seriellen und modularen Bauen die Maßordnung, die Gebäudestrukturierung, die Strukturierung der Zusammenhänge und Logistik sowie das Erschaffen offener Systeme von Bedeutung. Die Maßordnung hilft, über die Nutzung von Bezugslinien, beim Zuordnen der geometrischen Räume zu der Konstruktion sowie zu den Verbindungen und Anschlüssen. Es ist das Zusammenspiel der Konstruktion, Funktion und dem Bauverfahren zu berücksichtigen, alles unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Die Gebäudestrukturierung liefert die konstruktive, verfahrenstechnische und funktionelle Struktur sowie die Struktur für die Lebenszeit und den Kreislauf. Die Verbindungen und Anschlüsse sollten auf konstruktionsmäßiger und technischer Ebene zusammenspielen, sodass Maßtoleranzen und Formänderungen logisch angegangen werden konnten. Da jeder Standort, jedes Projekt, jeder Bauherr andere Anforderungen stellt, sollten die seriellen und modularen Systeme offen konzipiert werden.

Vor allem Max Bögl mit „maxmodul“ sowie Goldbeck sind heutzutage Akteure aus der Praxis, in denen Stahlbetonfertigteile oder Metalltragwerksstrukturen seriell und modular angefertigt werden. Es wurde der Vorteil des seriellen und modularen Bauens in der Individualität und Vielfalt der Lösungen, sowie der Anpassung der Lösungen erkannt. Es können Beiträge zur Produktivitätssteigerung und Ressourceneffizienz wie auch zum nachhaltigen Bauen geliefert werden. Dafür benötigt es klare Gedanken, die Konzentration auf das Wesentliche sowie die Transformation von äußerst komplexen Sachverhalten in einfache Strukturen. Ein perfektes Schlusswort wie wir finden…

In diesem Sinne danken wir Frau Dr. Ingelore Gaitzsch für Ihren Vortrag sowie die sich angeschlossene Diskussionsrunde, bei derer wir viele neue Impulse und Gedanken erhalten konnten. Bis zum nächsten Mal!

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20. September 2023
cand. ing. Annika Herdan
Feierliche Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes Vision2028

Am Freitag, den 01.09.2023, fand die feierliche Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes Vision2028 statt. Hierfür hatten sich die Teilnehmenden im Dülfer-Saal der TU Dresden versammelt. 

Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch Frau Professorin Kleinschrot, nachfolgend begrüßte Frau Professorin Staudinger alle Anwesenden und ging auf die aktuellen Trends der Studierendenzahlen sowie zusammenfassend auf die Inhalte des Projektes Vision2028 ein. 

Dem fügte sich Ingo Flemming, Abgeordneter des sächsischen Landtags und Bauingenieur, an und machte ebenso auf die Relevanz des Forschungsprojektes aufmerksam.

Anschließend führte Frau Bienkowski durch die verschiedenen Module des Projektes Vision2028. Angefangen mit der Erläuterung der Recherchen zu den Dissertationen, Patenten, Ämtern und Positionen sowie Auszeichnungen, fokussierte sich das Vision2028 Team anschließend auf die Sichtbarmachung der Ergebnisse mittels Social Media, Wikipedia und der eigenen Website https://bauingenieurinnen.de/. Zudem wurde sich mit Medienschaffenden vernetzt. Frau Bienkowski sprach über die strukturelle Verankerung der Projektergebnisse durch Vorlesungen, Expertinnen-Foren und ebenso durch die Abschlussveranstaltung. Abschließend lud Sie Frau Dr. Gaitzsch und Frau Dr. Ackerbauer, zwei der insgesamt 50 auf der Website veröffentlichten Frauen, zu dem Interview „Inspiration für Innovation“ ein. In diesem tauschten sich die zwei Frauen über Ihre themenbezogenen Erfahrungen im Bezug auf ihr Leben aus. 

Erläuterung der verschiedenen Module des Projektes durch Frau Bienkowski, © André Terpe

Nach dem Mittagessen gab es einen Impulsvortrag  von Elisabeth Kaiser über die Notwendigkeit von innovativen Frauen für die zukünftige Entwicklung in der Baubranche, gefolgt von einer Panel-Diskussion, geleitet von Frau Juliane Sackellariou, Geschäftsführerin von FOR!MPACT. Das Panel beschäftigte sich mit dem Thema „Notwendigkeit von Innovation für die zukünftige Entwicklung der Baubranche: Nachhaltigkeitstransformation und Fachkräftemangel – Warum braucht es jetzt JEDEN klugen Kopf?“. Über dieses Thema diskutierten Elisabeth Kaiser, die parlamentarische Staatssekretatärin im BMWSB, Annika Herdan, Studentin BIW an der TU Dresden, Marcus Medicke, Geschäftsführender Gesellschafter der Medicke GmbH und Katharina Kleinschrot, Professorin am IBB der TU Dresden.  

V.l.n.r.: Juliane Sackellariou, Elisabeth Kaiser, Annika Herdan, Marcus Medicke, Prof. Dr. Katharina Kleinschrot, © Sophia Kuhn von KLARAMEDIA

Ausgeklungen ist der Tag mit Kaffee und Kuchen sowie weiterführenden Diskussionen und Gesprächen. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für ihr Erscheinen und freuen uns auf zukünftigen Austausch! 

Ausstellung der Roll-Ups einzelner Bauingenieurinnen, © André Terpe
Austausch unter den Teilnehmenden, © André Terpe
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17. Juli 2023
cand. ing. Annika Herdan und cand. ing. Florian Härtel
Vortrag bei der Nachhaltigkeits-AG – Die Sichtbarmachung der Sichtbarmachung

Damit die Öffentlichkeitsarbeit unseres Projekts nicht zu kurz kommt, war unsere Projektleiterin Prof. Dr. Katharina Kleinschrot am Dienstag, den 09.05.2023, zu Gast in der Ringvorlesung „Gesellschaftlicher und sozialer Wandel im Baugewerbe“ der Nachhaltigkeits-AG. Ihr Vortragsthema war die Nachhaltigkeitstransformation mit dem Gesichtspunkt der zirkulären Wertschöpfung. Nicht ganz uneigennützig, denn wir nutzen jede Gelegenheit, um auf unser Projekt aufmerksam zu machen und Menschen für die aktive Teilnahme an diesem zu begeistern. Auch du kannst gern bei uns mitmachen!

Ohne Theorie geht’s nicht: Zu Beginn führte uns Prof. Dr. Kleinschrot in die recht komplexe Regulatorik ein. Grundlage all ihrer Ausführungen sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales. Hierzu führte sie einige Beispiele aus den Baugesellschaften auf. Zudem zeigte Sie auf welchen Einfluss, oftmals negativ, das Bauwesen auf den Energieverbrauch, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen, das Abfallvorkommen und den Ressourcenverbrauch hat. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dekarbonisierung, vielmehr als was diese zu verstehen ist. Diese können schnell mit Begriffen wie Klimaneutralität in Verbindung gebracht werden. Klimaneutral bedeutet jedoch meist nicht komplette Neutralität, vielmehr ist die Kompensation von unvermeidbaren aber auch reduzierbaren Mengen an CO2 gemeint. Es gibt Vereinbarungen wie das Pariser  Klimaschutzabkommen 2015 und den darin enthaltenen European Green Deal 2019 um nachhaltiger mit dem Klima, bzw. der Klimaerwärmung zu agieren. In die Regulatorik schauend, kann erkannt werden, dass unter den Deal mehrere Verordnungen für Europa fallen und nicht alle Regeln „niet- und nagelfest“ sind.

Das Ziel der Nachhaltigkeit ist insbesondere in der Baubranche, weg von einer Linear-, hin zur Kreislaufwirtschaft zu gelangen. So können „Rohstoffverfügbarkeit, Gestaltungsfreiraum und der Erhalt von gesunden und soliden Märkten“ [1] gesichert werden. Neben der Vision ist auch das Ziel der zirkulären Prozesse sowie die Umsetzung mit allen Menschen gemeinsam ins Kalkül zu ziehen. Aus diesen drei Fakten lassen sich die vier Stufen eines Transformationsprozesses bilden: 1. Mensch 2. Kultur 3. Strategie 4. Prozesse

Um den Faktor Mensch näher zu beleuchten, kann ein jeder einmal in sich selber hinein hören. Ab wann sind wir bereit, Veränderungen anzugehen, uns aus unserer Wohlfühlzone heraus zu bewegen? Meist ab jenem Zeitpunkt, ab dem wir nicht mehr um die Erfüllung unserer Kernbedürfnisse besorgt sind. Zu erst haben wir physiologische Bedürfnisse wie Schlafen, Essen, Kleidung etc., gefolgt von Sicherheitsbedürfnissen wie Gesundheit und eine Wohngelegenheit. Als drittes folgen die Sozialbedürfnisse, danach die Anerkennung und Wertschätzung und zum Schluss die Selbstverwirklichung. Anstatt das wir um diese Bedürfnisse bangen wäre die Motivation zum Erfüllen eine Stellschraube, jeden einzelnen Menschen zum handeln und agieren zu bewegen.

Vor allem das dritte Bedürfnis, die Sozialbedürfnisse spielen in der zweiten Transformationsstufe eine große Rolle. Wenn ein jeder tätig wird, nur du selber nicht, fühlst du dich ausgeschlossen – was du aber nicht möchtest. So ist auch die Gruppierung in gesellschaftliche Zusammenhalte zu erklären. Die Verbindung zu Menschen die gleich wie du handeln, denken, erfüllt das Sozialbedürfnis und zeigt sich in deiner Kultur auf – du möchtest Verbundenheit herstellen durch gemeinsame Werte und Vertrauen.

Als dritte Stufe kommt die Strategie. Welches Leitbild existiert und warum wollen wir dieses durchsetzen?

Die letzte und vierte Stufe bezieht sich auf die Prozesse und wie diese operativ umgesetzt werden können. Für diese Umsetzung ist eine Abbildung eingefügt. Zu erkennen ist das häufig Opportunitäten, Schulungen, Daten, Technologien und Partizipation von Nöten sind, um den Stein im Rollen zu lassen.

Nach der Vorstellung der ersten beiden Stufen der Transformation gab Professorin Kleinschrot uns, Annika Herdan und Florian Härtel die Möglichkeit, über die Vernetzungsgruppe „Vision 2028“ zu berichten und das Thema der „Innovationen von Frauen in den verschiedenen Fachdisziplinen des Bauingenieurwesens seit 1928 identifizieren, sichtbar machen und Zukunftspotenziale für 2028 aktivieren“ näher zu erläutern. Um ehrlich zu sein, scheint die Identifizierung und Sichtbarmachung weniger attraktiv für Studierende, da es sich stets um eine freiwillige Beschäftigung in einer Vernetzungsgruppe handelt, die sehr viel Recherchearbeit mit sich bringt. Doch der Aufgaben-, bzw. Betätigungsbereich ist viel größer gesteckt. In erster Linie geht es bei der Gruppe um die Vernetzung der Studierenden mit der Praxis. Themenbezogen werden Studierende die Möglichkeit haben, Erfahrungen mit Frauen aus der Praxis austauschen zu können – dabei wird sich weder auf ein Geschlecht, noch auf das Alter beschränkt. Weitere Highlights wie Exkursionen oder Diskussionsrunden zu den spannenden Themen werden folgen – „Stay tuned“

Damit das Auditorium erfuhr, was wir beide eigentlich so vor hatten, begonnen wir damit, die Entstehung des Projektes (und später der Vernetzungsgruppe) vorzustellen. Damit wollen wir die Ideen aufzuzeigen, die unsere Projektkoordinatorin Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski hatte,  damit innovative Frauen im Bauingenieurwesen in Deutschland sichtbarer werden.
Denn die ersten Recherchen ergaben, dass „[e]s […] viele innovative Bauingenieurinnen in
Deutschland [gab und gibt]. Bislang sind diese kaum bis gar nicht sichtbar.“ [2]

„Die Idee für das Projekt [bekam Dipl.-Ing. Natalie Bienkowski] Ende 2020: [Sie] blätterte durch die Standardwerke ‚Bauingenieure und ihr Werk‘ sowie ‚Wegbereiter der Bautechnik‘. Dort fand [sie] nur zwei Frauen. [Sie war [sich] sicher, dass es mehr gibt. So entstand die Forschungsfrage: ‚Was haben innovative Frauen im Bauingenieurwesen in Deutschland bewegt?‘“

Was viele verblüffte, war die Tatsache, dass erst 1928 die erste deutsche Frau einen Diplomabschluss im Bauingenieurwesen erlangte und das unter den Umständen, dass eine weibliche Absolventin nicht in dem Schriftsatz vorgesehen war. Im Folgenden zeigten wir unseren bisherigen Projektplan auf und welche Maßnahmen, genannt Module, wir ergriffen haben, um Öffentlichkeit und Informationen zu erlangen. Denn daraus ist am Ende das Modul 6, die Fortführung der Projektidee als Netzwerkgruppe entstanden.

Neben unseren Social Media Kanälen „Bauingenieurinnen“ auf Instagram, LinkedIn, etc. existiert eine Website – auf der wir uns gerade befinden 😉 – mit selbigem Namen, die dem Zweck der Sichtbarmachung jener innovativer Frauen dient. Da innerhalb der Gruppe eine Vernetzung stattfinden soll, wurden erste Versuche dahingehend schon mit Veranstaltungen getätigt. Neben dem Dialog des Nachhaltigen Bauens – einer Podiumsdiskussion, wurden wir tätig im Rahmen des Girls Days und organisierten ein Speed-Dating Event unter dem Motto Meet the Queens. Gerade letzteres ist als Ausgangsveranstaltung für spätere direkte Treffen der Studierenden und Bauingenieur/-innen zu sehen, um Anzahl der Leute, Themen, Gesprächslänge etc. Aufeinander abstimmen zu können.

Ebenfalls wichtig war uns die Darstellung und Abgrenzung der Hochschul-, bzw. Vernetzungsgruppe Bauingenieurinnen von dem Netzwerk Vision 2028, da letzteres im Herbst diesen Jahres ausläuft. Neben der Gruppe, welche universitäts- und bundesländerübergreifend agieren soll, braucht das gesamte Netzwerk Möglichkeiten zur externen Kommunikation sowie ein Branding. Auch die Organisation ist nicht zu vernachlässigen.

Um den Grundgedanken der Vernetzungsgruppe nochmal allen näher zu bringen, zeigten wir die Ideen jene auf. Dies beinhaltet:

  • Vernetzung mit Bauingenieurinnen und HSG’s aus ganz Deutschland
  • Speeddating von Studenten zu Bauingenieur(-innen)
  • Ringvorlesungen
  • Spannende Veranstaltungen und Exkursionen
  • Sozial-Media Arbeit: LinkedIn, Instagram,…
  • Fortführung der Recherchearbeiten zur Erweiterung des Netzwerkes – und des persönlichen Horizonts

Nach den abschließenden Worten von Prof. Dr. Katharina Kleinschrot folgte eine kleine Fragerunde und ein aktiver Austausch über die neu gewonnenen Informationen. An dieser Stelle: Vielen Dank an das Team der NAG, dass uns die Gelegenheit gegeben hat, im Rahmen der Ringvorlesung unser Projekt vorzustellen. Es wird sicherlich nicht das letzte mal gewesen sein – im WiSe 2023/24 folgt ein ähnlich informativer Abend, mit bis dahin hoffentlich zahlreichen neuen Erkenntnissen und Eindrücken, die wir unter dem Dach der Hochschulgruppe IG Bau präsentieren werden. Zum gegebenen Zeitpunkt gibt’s ein Paar weitere Informationen diesbezüglich. Bis dahin…

[1] Univ.-Prof. Dr.-Ing. Katharina Kleinschrott. Vortrag zum Thema ‚Zukunft verbindet – So gelingt die Nachhaltigkeitstransformation‘

[2]  Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski, LL.B. wissenschaftlicheMitarbeiterin an der Professur für Bauverfahrenstechnik der TU Dresden

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08. März 2023
Dipl.-Ing. Sabrina May
BMBF Veranstaltung zum Weltfrauentag in Frankfurt

Am 08.03.2023 wurden wir vom Metavorhaben meta-IFiF zur Veranstaltung zum Weltfrauentag nach Frankfurt eingeladen und durften dort unser Projekt mit einem Poster vertreten. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Sag mir, wo die Frauen sind – Was tun für die Sichtbarkeit innovativer Frauen in Deutschland?“ und wurde von der Bundesministerin für Bildung und Forschung Frau Bettina Stark-Watzinger mit einer inspirierenden Rede eröffnet. In ihrer Keynote sprach Professorin Manuela Rousseau, Senior Advisor Global Diversity & Inclusion und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Beiersdorf AG zum Thema „Mut zu Sichtbarkeit“ und ermutigte Frauen dazu für sich selbst einzustehen und an sich selbst zu glauben. Sie erzählte von ihren eigenen Erfahrungen und zeigte mit ihrer Geschichte, dass Herausforderungen durchaus auch Sprungbretter sein können.

Anschließend gab es eine Stunde die Möglichkeit durch die Galerie der Poster zu schauen und sich einen Eindruck zu den 23 Projekten zu innovativen Frauen in verschiedenen Bereichen zu verschaffen.

Im anschließenden Panelgespräch führten Prof. Dr. Sandra Ciesek, Stephanie Keppler, Uta Menges und Prof. Dr. Joybrato Mukherjee eine spannende Diskussion zum Thema „Was tun für die Sichtbarkeit innovativer Frauen in Deutschland? – Strategien und Maßnahmen“.

Ein Video-Tagungsbericht, die Livestream-Aufzeichnung sowie weitere Impressionen sind zu finden unter innovative-frauen-im-fokus

Wir bedanken uns beim Meta IFiF Vorhaben für die Einladung und die sehr gelungene und spannende Veranstaltung.

Sabrina May und Natalia Bienkowski bei der Posterpräsentation © fotografie-schepp.de, Frankfurt