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Forschungsblog

Der Forschungsblog ist eine chronologische Abfolge von ausgewählten Forschungstätigkeiten und Veranstaltungen, die im Rahmen des Projektes „Vision2028“ bzw. der Gruppe „Bauingenieurinnen“ durchgeführt wurden und werden. Das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt „Vision2028“ (FKZ 01FP21011) mit Laufzeit 07/2021 – 09/2023 wird durch das Netzwerk „Bauingenieruinnen“ verstetigt.

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26. Oktober 2023
cand. ing. Annika Herdan und Dipl.-Ing. Florian Härtel
Baustellenexkursion zum neuen Stadtforum der Stadt Dresden – mit Projektleiterin Frau Dipl.-Ing. Christine Spielvogel

Unser erster Aufschlag, der Vernetzungsabend mit Frau Dr. Ingelore Gaitzsch am 16.10.2023, war ein voller Erfolg der uns motivierte, direkt in der darauffolgenden Woche ein weiteres Highlight für Netzwerkinteressierte anzubieten. Wir bekamen die einmalige Möglichkeit, direkt nach dem Richtfest das neu entstehende Verwaltungszentrum zu besichtigen. Am 23.10.23 wurden wir exklusiv von Projektleiterin Frau Spielvogel durch den fertig gestellten Rohbau des neuen Verwaltungszentrums der Stadt Dresden geführt. Sicherheit geht natürlich vor, deshalb: 1. Sicherheitsschuhe anziehen, 2. Helm aufsetzen, 3. Weste anlegen und pro Forma der anfänglichen Sicherheitsbelehrung folgen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion inkl. Frau Dipl.-Ing. Spielvogel, © Natalia Bienkowski

Jetzt kanns auch schon mit den ersten Insiderinformationen losgehen. Es fällt sofort auf – Das Gebäude hat ein besonders offenes und einladendes Ambiente, sodass die Bezeichnung „Verwaltungszentrum“ etwas unpassend erscheinen mag. Daher hat man Bürgerinnen und Bürger befragt und sich auf die Bezeichnung „Stadtforum“ geeinigt. Für die Planung und Realisierung dieses Millionenprojektes wird der Design & Build Auftrag gemeinsam von der Züblin AG sowie der Dreßler Bau AG ausgeführt. Die insgesamt sieben Obergeschosse und zwei Untergeschosse wurden von der Kommunale Immobilien Dresden (KID) GmbH & Co. KG in Auftrag gegeben. Geplante Fertigstellung ist im ersten Quartal 2025.

Taktsteuerungstafel, © Natalia Bienkowski

Unsere Tour begann mit der Begutachtung des Musterfassadenelements und der Taktsteuerungstafel im Eingangsbereich. Darauf ist zu erkennen, dass der Bau in zwei Taktbereiche aufgeteilt ist – alles ganz nach dem LEAN Prinzip. Das Gebäude ist als Ringstruktur konzipiert worden, welche lediglich durch die Etagen zwei bis vier unterbrochen wird, denn hier soll sich in Zukunft eine begrünte Außenfläche befinden. Die Tragwerkskonstruktion wurde durch die Züblin AG ausgeführt. Ein interessanter Fakt war die Beurteilung der Bauaufsichtsbehörde. Diese betrachtet die eigene Innenfassade der Etagen zwei bis drei gleich zu einer Außenfassade eines anderen Gebäudes, sodass die Raumnutzung dementsprechend angepasst werden musste.

Anschließend ging es entlang des äußeren Treppenaufgangs sowie der inneren Wendeltreppe hinein in das Gebäude, hoch bis in das siebte Stockwerk. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss sind bedürfnisorientiert konzipiert und erbaut worden, d. h. nach dem Konzept „People Follow Function“. Damit alle Ämter nutzen- und zeiteffizient zusammen arbeiten können, existieren keine festen Arbeitsplätze, vielmehr werden die Plätze zum Arbeiten gewechselt. Neben Besprechungs- und Einzelräumen ist ebenso ein Leseraum für die Akteneinsicht zu finden. Das offene Konzept des Gebäudes kommt insbesondere in den ersten beiden Geschossen zur Geltung, in denen unter anderem eine öffentlich zugängliche Cafeteria untergebracht werden soll.

Wendeltreppe ins erste Obergeschoss, © Merit Mäntele

Insgesamt sind 23.000 Kubikmeter Beton in das Bauwerk geflossen. Dafür wurden neun Vollmischer benötigt, sieben davon über der Erde. Neben Stahlbeton ist auch Hohlbeton zu finden. Die Kosten beliefen sich bei der Vergabe auf 116 Millionen Euro, aller Voraussicht nach erhöhen sich diese Kosten um weitere ein bis zwei Millionen Euro.

Im siebten Stockwerk angekommen, ist die Aussicht wirklich atemberaubend. Auch die Mission der Büroräume, so papierarm wie möglich auszukommen, ist lobenswert. Dafür sind beispielsweise Whiteboards in den Räumen vorgesehen. Zudem ist zu erwähnen, dass dieses Bauwerk das erste Verwaltungsgebäude in Dresden mit diversen und barrierefreien Duschräumen, Umkleiden und Trockenräumen sein wird. Um auch der Verstauung von Laptops und persönlichem Arbeitsmaterial Platz zu bieten, werden auf jeder Büroetage Spinde angedacht. Die Besprechungsräume können über ein Onlineportal gebucht werden. An den digitalen Türschildern ist dann die Belegung abzulesen. Um den Leerstand so gering wie möglich zu halten, muss sich mit dem persönlichen digitalen Ausweis eingeloggt werden, ansonsten verfällt die Buchung. Das gleiche Verfahren wird auch bei den Büroräumen angewendet und ermöglicht so eine hohe Ausnutzung aller Räume durch die anwesenden Personen. Diese flexible Belegung soll dem, in normalen Bürogebäuden bis zu 60% hohen Leerstand, entgegenwirken.

Blick in den Innenhof, © Natalia Bienkowski
Zwischendurch die Aussicht genießen..., © Merit Mäntele

Als letztes besichtigten wir die Garage für Autos und Fahrräder. Flächenmäßig bietet das Verwaltungsgebäude Platz für 371 Fahrräder und doppelt so viele Autos, für 800 Personen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sowie für bis zu 1700 Personen in den Büroräumen. Die Fahrradstellplätze sind hierbei nur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angedacht, öffentliche, für Bürgerinnen und Bürger zugängliche, sind vor dem Gebäude zu finden. Bei den Autostellplätzen wurde dem Antrag einer Minderung um 5 % stattgegeben, da sich in unmittelbarer Nähe ein öffentlicher Verkehrsanschluss befindet. Die Zufahrt zu den Fahrradstellplätzen erfolgt über eine Rampe mit 12% Steigung. Diese Steigung sorgte in der Vergangenheit für Aufruhr, da in Sachsen eigentlich 8 % üblich sind, aber keinerlei Vorschriften diesbezüglich in unserem Bundesland existieren. Als Lösung wurde die Rampe im Bereich des Untergeschosses verbreitert gebaut. Für Lastenräder wurden im Erdgeschoss weitere Abstellmöglichkeiten geschaffen.

Die Führung endete da, wo sie begann – an der Musterfassade. Zu guter Letzt bekamen wir noch ein paar ergänzende Informationen zu diesen Bauteilen, welche aus regionalem Sandstein und kupferbeschichtetem Aluminium bestehen. Um die Biodiversität zu fördern, wurden Nistkästen in die Fassade inkludiert. Eine von zahlreichen implementierten Nachhaltigkeitsmaßnahmen am Gebäude.

Musterfassade aus regionalem Sandstein und kupferbeschichtetem Aluminium, © Merit Mäntele

Die anderthalb Stunden vergingen wie im Flug. Wir bedanken uns vielmals bei Frau Spielvogel für die informative Führung. Bis bald – spätestens nach der Einweihung des Gebäudes. Wir freuen uns drauf!

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20. Oktober 2023
Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski
14. Regensburger Baumeistertag

Vortrag über „Innovative Frauen im Bauingenieurwesen seit 1928“ beim 14. Regensburger Baumeistertag am 20.10.2023: Wir danken herzlich für das positive Feedback nach dem Vortrag von Natalia Bienkowski!

Der Austausch mit Architektin Silke Bausenwein und dem BDB Regensburg macht Lust auf zukünftige Kooperationen. Besonderer Dank an Dipl.-Ing. Wolfgang Kugler für die Koordination und die Anfrage.

Im Bauingenieurwesen beträgt der Frauenanteil 30%, denoch ist das Bild der Branche weiterhin männlich geprägt. Das Forschungsprojekt Vision2028 (FKZ 01FP21011) ändert dies, indem es innovative Beiträge von Bauingenieurinnen von 1928 bis heute sichtbar macht. Ziel ist es, Bauingenieurinnen als Rollenvorbilder für technisch interessierte Frauen zu präsentieren.

Das Team setzt sich dafür ein, die Leistungen von Frauen im Bauingenieurwesen zu würdigen, um Chancengleichheit zu fördern. Gemeinsam können wir das Bild der Branche verändern und Frauen in dieser Disziplin unterstützen.

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26. Oktober 2023
cand. ing. Annika Herdan
„Seriell und Modular – ein Klassiker“ – Ein Vortrag von Frau Dr.-Ing. Ingelore Gaitzsch

Heute ist eine besonderer Tag. Es findet das erste Netzwerktreffen des Studierendennetzwerkes „Bauingenieurinnen“ statt. Dafür haben wir keine Kosten und Mühen gescheut, einen wahren Stargast einzuladen – Frau. Dr. Ingelore Gaitzsch. Der Name wird Ihnen vielleicht bekannt vorkommen. Auch sie ist Teil der Forschungsbeiträge hier auf unserer Website. Heute hat sie ihr Leidenschaftsthema in petto, das serielle und modulare Bauen. In Zeiten zahlreicher Diskussionen über die Problematik des nachhaltigen Bauens ist dieses Thema aktueller denn je. Doch damit genug der Vorrede.

© Natalia Bienkowski

Der Mensch kann viel von der Natur lernen, denn die Natur baut seriell, so Frau Dr. Gaitzsch. Bionik nimmt sich vielerorts einfache, robuste und flexible Strukturen aus der Natur als Vorbild, wie beispielsweise die Bienenwabe.

Des Weiteren ist das Prinzip des seriellen und modularen Bauens auch im Bauwesen keine neue Errungenschaft, vielmehr eine ältere Herangehensweise neu gedacht. In die Vergangenheit schauend, sind neben seriell erbauten Pyramiden ebenso Rippengewölbe zu finden. In diesem Kontext sind Konrad Wachsmann als erster Erbauer von modularen Holzhäusern wie auch Fritz Haller als großer Einflussnehmer in dem seriellen und modularen Stahlbau zu nennen. Fritz Haller prägte neben dem Bauwesen ebenso weitere Fachbereiche wie beispielsweise den Möbelbau durch die modulare Herangehensweise an den Baustoff des Stahls. In der Nachkriegszeit sowie zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Bedarf an Wohngebäude groß. Darunter litt jedoch die Qualität. Daran anknüpfend berichtete Frau Dr. Gaitzsch über einen WBS 70-Experimentalbau in Bautzen, welcher der Verschlechterung der Qualität entgegenwirken und weitere Vorteile mit sich bringen sollte.

Die Idee war es, die Erdgeschosszonen aufzulösen und Möglichkeiten für Verkaufsläden, Dienstleister, Klubs, etc. zu schaffen. Eine der größten Hürden entstand in der Veränderung der Geschosshöhe. Anstelle der zuvor benutzten 2,80 Meter wurde das Erdgeschoss mit einer lichten Geschosshöhe von 3,30 Metern konzipiert. Dies hatte beispielsweise Auswirkungen auf die Schalung sowie die Montage, welche im Rahmen der WBS 70 Systeme anzupassen galten. Zudem wurden Forschungen angestellt, welche EG-Stätten zu einem Wohnungsbau passten. Als Ergebnis ergaben sich für den Experimentalbau eine Kombination aus einer Gaststätte, einer Dienstleistung und zwei Verkaufsstätten. Um den neuen Randbedingungen gerecht zu werden, musste das Wohnsegment unterlagerungsfreundlich ausgeführt werden. Für den Experimentalbau lieferte das heute noch aktive Plattenwerk in Bautzen die seriellen und modularen Platten. Zudem stellte sich heraus, dass die erhöhte lichte Raumhöhe eine gute bauliche Basis für das Errichten von Schulgebäuden darstellte.

Vortrag von Frau Dr. Gaitzsch, © Natalia Bienkowski

Zusammenfassend ist beim seriellen und modularen Bauen die Maßordnung, die Gebäudestrukturierung, die Strukturierung der Zusammenhänge und Logistik sowie das Erschaffen offener Systeme von Bedeutung. Die Maßordnung hilft, über die Nutzung von Bezugslinien, beim Zuordnen der geometrischen Räume zu der Konstruktion sowie zu den Verbindungen und Anschlüssen. Es ist das Zusammenspiel der Konstruktion, Funktion und dem Bauverfahren zu berücksichtigen, alles unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Die Gebäudestrukturierung liefert die konstruktive, verfahrenstechnische und funktionelle Struktur sowie die Struktur für die Lebenszeit und den Kreislauf. Die Verbindungen und Anschlüsse sollten auf konstruktionsmäßiger und technischer Ebene zusammenspielen, sodass Maßtoleranzen und Formänderungen logisch angegangen werden konnten. Da jeder Standort, jedes Projekt, jeder Bauherr andere Anforderungen stellt, sollten die seriellen und modularen Systeme offen konzipiert werden.

Vor allem Max Bögl mit „maxmodul“ sowie Goldbeck sind heutzutage Akteure aus der Praxis, in denen Stahlbetonfertigteile oder Metalltragwerksstrukturen seriell und modular angefertigt werden. Es wurde der Vorteil des seriellen und modularen Bauens in der Individualität und Vielfalt der Lösungen, sowie der Anpassung der Lösungen erkannt. Es können Beiträge zur Produktivitätssteigerung und Ressourceneffizienz wie auch zum nachhaltigen Bauen geliefert werden. Dafür benötigt es klare Gedanken, die Konzentration auf das Wesentliche sowie die Transformation von äußerst komplexen Sachverhalten in einfache Strukturen. Ein perfektes Schlusswort wie wir finden…

In diesem Sinne danken wir Frau Dr. Ingelore Gaitzsch für Ihren Vortrag sowie die sich angeschlossene Diskussionsrunde, bei derer wir viele neue Impulse und Gedanken erhalten konnten. Bis zum nächsten Mal!

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04. Oktober 2023
Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski
32. BBB-Assistententreffen

Nach Abschluss des BMBF-geförderten Projektes Vision2028 präsentieren wir ausgewählte Ergebnisse des Forschunsprojektes im Artikel „Bauingenieurinnen seit 1928“ im Tagungsband des 32. BBB-Assistent:innentreffens 2023 am IBB – Institut für Baubetrieb und Baumanagement der Uni Duisburg-Essen.

Den zugehörigen Vortrag hielt Natalia Bienkowski am 04.10.2023. Für die angeregte Diskussionen im Anschluss möchten wir uns herzlich bedanken.

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29. September 2023
Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski
IFiF-vernetzt
v.l.n.r.: Johann Wagner, Natalia Bienkowski, Merit Mäntele, Aline Gruner / Bild: Jasmin Johannmeier

Netzwerkaufbau als Schlüssel zur strukturellen Verankerung

Am 29. September 2023 präsentierte Natalia Bienkowski auf dem Vernetzungstreffen des Meta-IFiF einen inspirierenden Workshop zum Thema „Netzwerkaufbau als Form struktureller Verankerung“.

Das Treffen, das im Rahmen der BMBF-Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ stattfand, brachte verschiedene Projekte zusammen, die sich dem Ziel verschrieben haben, die Präsenz und den Einfluss von Frauen in verschiedenen Bereichen zu stärken.

Das Treffen endete mit dem klaren Verständnis, dass der Netzwerkaufbau eine unverzichtbare Strategie ist, um die Ziele der BMBF-Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ zu verwirklichen. Die entstandenen Verbindungen dienen nicht nur der individuellen Entwicklung, sondern stärken auch die strukturelle Verankerung von Frauenprojekten im gesellschaftlichen Kontext.